Jeder Farbwert erfährt seine Wirkung aus dem ineinander übergehenden Farbspiel mit den benachbarten Farbtönen.
Die Farbe verliert ihre materielle Eigenschaft; im Auflösen unterschiedlicher Farbzonen schafft sich das Auge des Betrachters selbst ein Äquivalent für die sinnliche Qualität des Lichts. Die äußere Transparenz der Farben führt zu den unterschiedlichsten Phänomenen des Lichts. Leuchtendes Strahlen, diffuse Vernebelungen, manchmal sogar düster kumulierende, wolkenähnliche Zusammenballungen oder Verdichtungen.
Innerhalb der natürlichen Beschränkung auf ein Farbspektrum begeben sich die Farben auf eine Entdeckungsreise, die innerhalb dieser eng gesetzten Grenzen möglich sind. Dabei lösen sie ein erstaunliches Maß an Variationen und Klängen aus. Bald lernt das Auge, die hingehauchten Farbschichten zu ordnen.
Die Wahrnehmung fällt aus der Distanz nicht vordergründig auf die Farbschichten, sondern der Bildgegenstand wirkt als Ganzes: das Licht wird erkannt, mit einem Stück Himmel assoziiert und lässt sich dabei nicht fassen.
Es erscheint und verändert sich ständig dabei. Selbst wenn die Lichtquelle dieselbe bleibt und die Rahmenbedingungen nicht verändert werden, so ändert sich doch die Wahrnehmung im inneren Auge des Betrachters.
Es gibt warme und kühle Stimmungen. Es gibt äußerst zarte, unmerkliche Veränderungen und dramatische Szenerien. Es gibt ausgeglichene, kaum bewegte Kompositionen und es gibt solche, die mit Entschiedenheit einen Schwerpunkt setzen, mit Spannung erzeugenden Diagonalen das Bildereignis formen.
Für den Betrachter heißt das ganz konkret: Beim Umgang mit den Werken beschränkt sich die Entdeckungsreise des Auges dabei im Idealfalle nicht auf die Leinwand, sondern wird über deren Grenzen hinaus auf der geistigen Ebene grenzenlos fortgesetzt.
Angestrebt ist die Befreiung der Malerei aus der naturgemäßen Begrenztheit des Umrisses durch visuelle Mittel auf geistig-rationaler Ebene. Das geschieht, ohne dass letztendlich ganz auf die Begrenzung in Form des Tafelbildes verzichtet wird.
Im Laufe ihrer künstlerischen Entwicklung empfand Elisabeth Knorr-Sehnert auch das Setzen eines Horizontes als störend. Schon allein deshalb lässt sich sehr deutlich das Bestreben nach größtmöglicher Abstraktion erklären. Eben deshalb hat sie die Auflösung von Farbe und Form zu ihrem Hauptanliegen deklariert. Die sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit des Betrachters wird so aktiviert.
Unweigerlich stellt sich hier die Assoziation ein, dass ein Himmelsausschnitt dargestellt wurde. Doch gerade eine realistische Himmelsdarstellung liegt nicht in der Intention der Künstlerin. Dennoch gibt es gewisse Parallelen zwischen dieser hochgradig nuancierten Malerei und nicht etwa der Ansicht eins Stück Himmels, sondern dessen, was den Himmel rein naturwissenschaftlich gesehen physikalisch und chemisch ausmacht.
Es verlangt unbedingte Genauigkeit und geschmeidige Einfühlung, um den individuellen Gestus jedes Bildes zu erkennen, der jeder Beliebigkeit ausschließt. Denn Elisabeth Knorr-Sehnert legt kompositorische Schwerpunkte fest, deren Tenor die gesamte Bildentwicklung bestimmen.
Die einzige Maßgabe der Orientierung ist die Gestaltungsabsicht. Diese hat die Eigenschaft, ein flüchtiges Schemen zu sein, eine Idee, ein Gefühl, etwas völlig Gestaltloses. Dies deutet an, welche Energie die Künstlerin bündeln muss, um ihren Absichten konkrete Formen zu verleihen.
Bei aller Sensibilität gerät das zu Beginn der Betrachtung ruhige, stille und sanfte Bildgeschehen mehr und mehr in pulsierende Bewegung, je länger der Betrachter es in Augenschein nimmt.
EKS Kunst: Galerie 2
ohne Titel, 2004, Acryl auf Leinwand, 160 x 120 cm
ohne Titel, 2004, Acryl auf Leinwand, 50 x 40 cm
ohne Titel, 2000, Acryl auf Leinwand, 160 x 120 cm
ohne Titel, 2004, Acryl auf Leinwand, 50 x 40 cm
ohne Titel, 2006, Acryl auf Leinwand, 70 x 100 cm
Galerie_15
Glass Landscape, 2006, Acryl auf Leinwand, 60 x 80 cm
ohne Titel, 2003, Acryl auf Leinwand, 80 x 60 cm
ohne Titel, 2004, Acryl auf Leinwand, 160 x 120 cm